„Hunde brauchen Fleisch“ – ein Satz, der im Rahmen von Ernährungsratgebern und Diskussionen um die bedarfsgerechte Fütterung des Hundes immer wieder aufkommt. Doch sind Hunde tatsächlich Fleischfresser oder handelt es sich bei ihnen eher um Allesfresser? Die Physiologie des Hundes deutet darauf hin, dass jener zum Reißen tierischer Beute und damit zum Essen von Fleisch gemacht ist – ein Raubtier, ein Jäger.
Was sagt die Forschung?
Studien deuten darauf hin, dass Hunde tatsächlich vielerorts eher selten Fleisch, dafür jedoch eine kohlenhydratbasierte Nahrung zu sich nehmen. Wildlebende Hunde ernähren sich hauptsächlich von allem, was in der Nähe menschlicher Siedlungen anfällt: Müll, Nutztier-Karkassen, Ernteresten und auch menschlichen Fäkalien. Studien aus Indien, Zimbabwe und Chile haben gezeigt, dass lediglich zwischen 11% und 20% der Nahrungsquellen aus selbst erjagten Beutetieren bestehen, der Großteil der Tiere ernährte sich von Aas, Haushaltsresten und Ernteresten (Brown, 2016; Silvia-Rodriguez et al., 2016; Vanak & Gompper, 2009). Indische Straßenhunde haben sich an eine hauptsächlich auf Kohlenhydraten basierte Ernährung angepasst. Die Welpen jener Hunde zeigten ebenfalls keine Präferenz für fleischbasierte, sondern eher für kohlenhydratreiche Nahrungsmittel. Erst erwachsene Hunde, die in der Lage sind, Aas größerer Nutztiere zu vertilgen, zu schleppen und selbstständig jagen können, fressen bevorzugt tierisches Protein (Bahdra & Bahdra, 2014).
Können Hunde Getreide fressen?
Die Anpassung an stärkehaltige Nahrung hat auch physiologische Folgen. So haben Hunde, je nach Rasse, durchschnittlich etwa fünfmal mehr Kopien des Gens AMY2B, das zur Stärkeverwertung benötigt wird. Während Wölfe und Dingos ca. zwei Kopien des AMY2B-Gens besitzen, haben Hunde im Durchschnitt zehn Kopien (Axelsson et al., 2013, Arendt et al., 2014). Die Wissenschaftler gehen dabei von einer Anpassung an den Lebensraum aus, da Hunde, die aus Regionen stammen, in denen prähistorische Landwirtschaft betrieben wurde, eine deutlich höhere Anzahl an Genkopien aufweisen als solche, die auf andere Nahrungsquellen zugreifen mussten (Arendt et al., 2016, Reiter et al., 2016).
Hunde haben sich an die Ernährung des Menschen angepasst

Unsere Haushunde haben sich im Laufe der Zeit an das vorhandene Nahrungsangebot ihrer Lebensregionen sowie an das Ernährungsangebot, das sie seitens des Menschen zur Verfügung gestellt bekommen, angepasst (Pajic et al., 2019). Hunde sind zwar fakultative Carnivoren, die eine auf tierischem Protein basierende Ernährung meist bevorzugen und von ihr profitieren (Bhadra et al., 2015), doch der Hund kann nicht als reiner Fleischfresser bezeichnet werden, denn die Ernährungsgewohnheiten des Wolfes lassen sich nicht auf den Hund übertragen.
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